Chronik des Schützenvereins anlässlich des Gauschießens 2003

100 Jahre Schießsport in Siebnach von Ehrenmitglied Stefan Schmid

Die Vorgeschichte vor der Gründung des Schützenverein

Bevor wir Rückschau halten auf die hundertjährige Vergangenheit der beiden Schützenvereine in Siebnach, ist es angebracht in kurzen Zügen auch auf die Geschichte unserer Heimat in den letzten 100 Jahren davor einzugehen.

Kurz vor Ende des 18. Jahrhundet sind alle Hofinhaber in die Selbständigkeit entlassen worden. Das Dorf Siebnach war seit dem 13. Jahrhundet im Besitz des Prämonstatenser Kloster Steingaden.
Was sie vorher für den Grundherr nur verwalten durften, gehörte nun den Bauern. Vorausgesetzt sie konnten die geforderte Ablösesumme zahlen oder fanden einen Geldgeber der nicht zu hohe Zinsen forderte, viele von ihnen waren deswegen zur Aufgabe gezwungen.
Daher stammt auch die Berufsbezeichnung „Ökonom“, sie kommt aus dem griechischen und bedeutet nicht anderes als Verwalter.

Am 26.Mai 1800, napoleonische Soldaten hatten schon seit einigen Wochen ein Heerlager auf dem Lechfeld eingerichtet, kam ein Haufen französischer Reiter nach Siebnach. Sie wollten das in den Zehentstädel eingelagerte Getreide beschlagnahmen, da wurde der Schmied und Stiftungspfleger Josef Baumann beim Versuch sie davon abzuhalten, erstochen.

In der folgenden vom Kurfürst Maximillian befohlenen Sekularisation unter Minister Monteglas hat man am 4. März 1803 alle nicht ständischen Klöster aufgelöst, einige sogar dem Erboden gleichgemacht. Andere hat man zu Zuchthäuser, wieder andere zu Schulen und zu Verwaltungshäuser, oder zu Kasernen umfunktioniert. Die Klosterinsassen wurden allesamt am Morgen des 4.März zwischen 3 und 4 Uhr fortgejagt die Bibliotheken geplündert oder verbrannt. Weil man den Rumor der Bevölkerung fürchtet, hat man die Ordensleute bei Nacht und Nebel vertrieben.

Das Kirchholz im Bereich der Siebnacher Flur ging als Besitz des Klosters Steingaden an den Bayerischen Staat und das Fürstenhaus Fugger über. Fugger erhielt Grundstücke wie andere Fürsten im Schwäbischen auch, als Ersatz für abgetretene linksrheinische Besitzungen. Der bayerische Kurfürst Maximillian machte mit Napoleon gemeinsame Sache und zum Dank wurde er König von dem neuzuschaffenden Königreich Bayern.
Dafür gab im Napoleon ganz Franken, die Rheinpfalz, den heutigen Reg.-Bezirk Schwaben und ganz Tirol dazu. Hat man nun die Altbayern geschont, mussten die Neubayern die meisten Soldaten für Napoleons Russlandfeldzug und zur Niederwerfung der Tiroler Freiheitskriege stellen.
Eine Gedenktafel an der Rückwand im Innern unserer Kirche erinnert noch heute an die Toten. Sie ist erst dreißig Jahre danach errichtet worden und genau die gleiche Tafel befindet sich in der Klosterkirche zu Irrsee als Erinnerung.

Um die dreißiger Jahre herum folgten Jahre der Missernten und große Hungersnöte. Ein alter Bauer von fast 90Jahre in Reinhardshausen bei Strassberg erzählte mir 1972, dass sämtliche Wälder die ich hier sehe, bis zu der großen Hungersnot, den hiesigen Bauern gehörten. Um einen Wucherpreis von einen Laib Brot für ein Tagwerk Wald waren sie gezwungen an einen fürstlichen Großgrundbesitzer zu verkaufen. In der selben Notlage dürften sich Siebnacher Bauern auch befunden haben und das erklärt auch den vielen fürstlichen Waldbesitz in der Flur von Siebnach.

Ansonsten gehörte die Flur von Siebnach zur unteren Mittelklasse. Im Süden westlich der Strasse nach Ettringen war ein größeres Moorgebiet wo man auch Torf stach. Westwärts oberhalb den Wertachhöhen gab es viele Gräben und Schluchten und im Bereich des Flüsschens Schmutter waren die Felder sehr nass und moorig. Auch hier stach man früher Torf. Das Gelände war nur über den sehr schmalen und steilen Schnerzhofer Weg erreichbar. Südöstlich und östlich vom Dorf bis zum Dornet gehörte das Land der Wertach. Es waren bis zu sieben Flussläufe, mit denen die Wertach einige mal im Jahr alles überschwemmte. An eine normale landwirtschaftliche Nutzung war kaum zu denken. Östlich der Wertach reichte die Gemeindeflur bis an die Langerringer Grenze und das Gennacher Moos und war für Fuhrwerke mit Ochsen oder Kühen zu weit. Auch war es teilweise sehr moorig. Dafür war das Land zwischen der Siebeneichen und Höfener Straße von sehr guter Bonität.
Das aber gehörte Dominikus Maier, dem allmächtigen Mohrenwirt, dessen Familie seit Generationen dieses Hofgut bewirtschaftete. Die Mohrenwirtschaft war nach dem 30-jährigen Krieg unter Abt Norbert Marstaler von Steingaden wieder aufgebaut worden. Dominikus Maier bezeichnete sich als Gutsbesitzer und Güterhändler (heute Immobilien) sein Besitz war gut 250 Tagwerk groß. Er besaß das Brenn- und Braurecht und das Recht eine Spezerei und Huckerei zu betreiben. Später gliederte er noch eine Käsküche mit an. Auch hatte er solange die Straße von Türkheim, Ettringen, Siebnach nach Schwabmüchen führte, die Poststation inne. Erst als Ende des 19. Jahrhundert die Straße von Ettringen nach Hiltenfingen gebaut wurde, verlor er die Poststation.
Sein Hauptgeschäft war aber der Immobilienhandel. Die Ökonomen die den Zins nicht mehr aufbrachten, setzte er irgendwo auf ein kleineres Anwesen und das größere verhandelte er wieder gewinnbringend weiter. Ohne ihn und später seinem Sohn lief im Dorf gar nichts, sie bestimmten über alles.

Am 1.September 1849 weihte man die Bahnstrecke Augsburg – Lindau ein. Jahrelang hatte man daran gebaut, die meisten Arbeitskräfte kamen aus den anliegenden Dörfern und der näheren Umgebung. Nach der Fertigstellung der Bahnlinie waren die meisten Taglöhner wieder brotlos. Für Siebnacher Reisende führte ein Weg am Gennacher Moos vorbei, zum Bahnhof nach Westerringen. So war man, wenn auch beschwerlich, an die große Welt angeschlossen.

Hatten die Bauern bisher Flachs angebaut, läßt sich dieser kaum noch verkaufen: : „Von Amerika kommt billige Baumwolle mit den neuen Dampfschiffen“. So waren alle gezwungen einen neuen Erwerbszweig zu suchen. Im oberen Allgäu betrieb man schon länger Milchwirtschaft, aber es fehlte landläufig noch an Fachwissen. Auch im Unterland wandte man sich mehr und mehr der Milchwirtschaft zu. Wobei auch der Getreideanbau intensiviert wurde, Hafer, Gerste, Roggen und Dinkel waren die Getreidearten, wobei später der Weizen den Dinkel verdrängte. Der Dinkel musste um das Korn von Ähre und Spreu zu trennen, einer sehr mühsamen Behandlung unter zogen werden. Auch die Kartoffel hatte es schwer sich durch zusetzten, das konnte man vor ein paar Jahrzehnte noch in den älteren Bauernhäusern an den kleinen Kartoffelkellern sehen. Denn der Anbau der Kartoffel setzte sich sehr zögerlich durch. Hätte es die Kartoffel nicht gegeben, wäre mindestens die Hälfte der Bevölkerung nach dem 2.Weltkrieg verhungert.
Bei der aussichtslose Lage der nachgeborenen Söhne und Töchter auf dem Lande, blieb meist nichts anderes übrig, als sich bei den Bauern als Dienstboten zu verdingen. Wer sich für ein Leben in den wieder entstehenden Klöster entschied, musste eine gute Mitgift mitbringen. Denn 40 Jahre nach dem Sturm auf die Klöster, hatte König Ludwig I. das Wiedererstehen von Klöstern zugelassen.

Aus Not wanderten in dieser Zeit etwa ein Dutzend Siebnacher ins gelobte Land nach Amerika aus und Niemand hörte mehr von Ihnen. Nur von einem wurde nach 80 Jahren bekannt, was aus ihm wurde. Ein amerikanisches Nachlassgericht ließ im Jahre 1930 in Europa über ein Londoner Anwaltsbüro nach Erben des verstorbenen Luis Mögele suchen. Dass er als Tabakhändler ein Vermögen von 30 Millionen Dollar hinterlassen hat, überstieg die Vorstellungskraft der deutschen Verwandten. Wahrscheinlich versäumte er es rechtzeitig um Nachwuchs zu sorgen und als die Erben ermittelt waren, brach der 2. Weltkrieg aus. Als nach dem Kriege im Jahr 1949 die Ansprüche wieder geltend gemacht wurden, hieß es das Vermögen ist von der US-Regierung als Feindvermögen eingezogen worden. Auch ein Auswanderer-Schicksal!

Anfang des 19. Jahrhunderts stellte sich allmählich in Schwaben u. Franken die Industrialisierung ein.

Im Jahre 1861 schloss die Gemeinde Siebnach mit der königlichen Bezirksregierung den Vertrag über die Korrektion des Gebirgsflusses Wertach. Hatte die Wertach öfters im Jahr durch Überschwemmung die mühsam bestellten Felder zwischen den bis zu sieben Flussläufen zunichte gemacht. Es bedurfte ein paar Jahre Vorbereitungszeit bis man mit den Arbeiten beginnen konnte. Am Ende der über 10-jährigen Bauzeit musste erst noch eine hölzerne Brücke über das neue Flussbett gebaut werden.

Anderthalb Jahrzehnte war dem neuen Bayernland Ruhe gegönnt, aber in der Frankfurter Nationalversammlung wurde weiter um die Vorherrschaft in Deutschland gestritten. Da besetzte Preußen plötzlich die Stadt Frankfurt – ein großer Teil der Nationalversammlung floh nach Augsburg und hielt dort seine Sitzungen ab. König Ludwig II seit 1864 in Amt und Würde, beschäftigte sich mit seinen Schlossneubauten, statt sich um die Politik zu kümmern. In der Schlacht bei Königgrätz 1866 verloren Österreicher gegen die Preußen und die Bayern an der Seite Österreichs kamen nicht über ihre Nordgrenze hinaus und mussten sich schließlich über die Mainlinie zurück ziehen. Die Preußen nahmen sogar die Stadt Nürnberg ein. Durch die Entwicklung des Zündnagel-Gewehres, hatten die Preußen einen entscheidenden Vorteil gegenüber den östereichischen Vorderladern.
Die Österreicher flogen aus dem Deutschen Bund und Bayern musste 30 Millionen an Kriegsschulden zahlen.
Nun war der preußische Kanzler Bismarck dabei, ein deutsches Kaiserreich zu schmieden, was aber dem Franzosen Kaiser Napoleon III. missfiel. Streitpunkt waren vor allem die linksrheinischen Provinzen, die zum Teil seit Napoleon I. zu Frankreich gehört hatten. Da kam es am 20.7.1870 zwischen Frankreich , Preußen u. Bayern zum Krieg. Am 2.September 1870 geriet Kaiser Napoleon III. bei Sedan mit seiner Armee in preußische Kriegsgefangenschaft. Die 1.bayerische Armee stand am 10. Oktober vor Paris, wo die Franzosen zum Entsatz von Paris die Loire- Armee aus dem Boden gestampft hatten und der drei- und vierfachen Übermacht lediglich das 1. bayerische Armeekorps entgegen warf.
Bis zum 10.Dezember hatten sie unmenschliches geleistet. Bataillone waren nur noch kompaniestark, Soldaten barfuss und zerlumpt. Völlig erschöpft wurde das Korps um Weihnachten herum heraus gezogen.
Ohne die Einwilligung des bayerischen Landtags abzuwarten proklamiert Bismarck im Spiegelsaal von Versailles den preußischen König zum Kaiser und stellte alle vor vollendete Tatsachen.

Ein entscheidender Tag sollte für Siebnach der 15. Februar 1871 werden. Einige Tage vorher machte sich der Bürgermeister, Ökonom –u. Mühlenbesitzer Franz Vogt mit dem Schrannenwägelchen, bespannt mit zwei Rössern auf den Weg in die Schranne nach Menkingen (später Schwabmünchen). Er verkaufte dort einige Sack Weizen und anschließend tätigte er noch ein paar andere Geschäfte. Vor dem Heimweg kehrte er wie üblich beim Geeh-Wirt am Goßnerberg ein. In der großen Bauernwirtschaft hatte man eine Möglichkeit zur Unterstellung für Pferde-Gespanne. Wahrscheinlich war dort eine feuchtfröhliche Siegesfeier anlässlich des gewonnen Krieges über Frankreich im Gange.
Auf dem Nachhause Weg zu später Stunde, stürzte das Fuhrwerk in die Schlucht des berüchtigten Seihgriesle nahe dem Hiltenfinger Keller. Franz Vogt trug schwere innere Verletzungen davon und auf dem Sterbebett verfügte er: „Die Mühle und der Hof müssen auf dem Geschlechte Vogt bleiben“. Er hinterließ zwei Söhne und eine Tochter. Lange wurde im Dorf darüber geredet was wohl die Ursache des Unfalls war. Denn die Pferde kannten ihren Weg bei Tag und bei Nacht und kamen immer nach Hause, auch wenn der Fuhrmann nicht mehr ganz fahrtüchtig war. Warum die Rösser scheuten, wurde nie geklärt.

Die 31-jährige Witwe M. Theresia Vogt stand nun mit drei kleinen Kindern alleine da, das Jüngste sieben Monate alt. Bald darauf sah man gelegentlich einen kleineren, jungen, ziemlich schmächtigen Mann, von dem es hieß, es ist der angehende Schullehrer Joachim Müller und stamme aus Vorderschellenbach bei Ziemetshausen. Die Witwe Vogt war fast um zwei Kopf größer und von kräftiger Statur und der junge Mann gerade 19 Jahre, da dachte Niemand an was ernsteres.

Kam Jemand in die Mühle um seine Mahl-Schulden zu bezahlen oder seinen Taglohn abzuholen, versteckte sie ihren Joachim unter den Röcken, so die mündliche Überlieferung.
Zu Kathrein 1873 feierte sie mit Joachim Müller Hochzeit und am 4.Juli 1874 kam das erste Kind der Beiden zur Welt, es folgten noch weitere fünf. Weil er keinem seiner eigenen Kinder den Hof vererben konnte, sicherte er ihr späteres Fortkommen in dem er Alle studieren ließ.

Als Mühlenbesitzer befreundete sich Joachim Müller mit dem gleichaltrigen Wilhelm Maier, Sohn des Dominikus Maier, dem Mohrenwirt an. Er war der reichste Mann im Dorfe. Auf diese Weise hat Joachim Müller schnell Einfluss auf das dörfliche Geschehen genommen. Er bemühte sich um jeden Posten, auch wenn er noch so bedeutungslos schien. Bei der Feuerwehr fing er als Zeugwart an und bald sang er im Kirchenchor. Die nächste Etappe war die Kirchenverwaltung und der Gemeinderat. Sein größtes Vorhaben das er sich stellte, war, wie bringe ich den Mohrenwirt zur Strecke.

Die Brandkatastrophe vom 11. Mai 1875 traf die Gemeinde schwer. 17 Anwesen des oberen Dorfes brannten innerhalb einer Stunde bis auf die Grundmauern nieder. Nur einer plötzlichen Winddrehung war zu verdanken, dass nicht das ganze Dorf in Schutt und Asche fiel. Nahezu vier Jahre dauerte der Wiederaufbau.
Dieses Großfeuer war dann der Anlass, das endlich eine Freiwillige Feuerwehr nach den Richtlinien der königlich bayerischen. Regierung gegründet wurde. Zum Hauptmann wurde der Gastwirt und Gutsbesitzer Dominikus Maier, zum Kassier u.- Schriftführer sein Sohn Wilhelm bestimmt. Drei Jahre später, hat die Versammlung Dominikus Maier wegen Unfähigkeit abgewählt. Die einbezahlten Beiträge der aktiven Mitglieder, es waren dies pro Quartal 50 Pfennig sind auf Betreiben des Wirtes in seinem Gasthaus zu Trinkgelagen und Bällen in der Fastnacht verwendet worden.

Auch nach Siebnach drang die Idee von Friederich Wilhelm Raiffeisen und 1896 gründete man einen Darlehnskassenverein. Neben dem Bürgermeister und dem Pfarrer, waren ein paar Bauern und der Ökonom u. Mühlenbesitzer Joachim Müller, bei den Gründungsmitgliedern. Letzterer arbeitete sich schnell an die Spitze bei dieser Genossenschaft. Sein erstes Vorhaben war es mit Hilfe des Darlehnkassenvereins eine zweite Gastwirtschaft zu bauen. Einer der Gründe war wohl, man wollte sich vom allmächtigen Mohrenwirt nicht immer in die Karten schauen lassen. Auch hatte sich im Dorf so eine Art Herrenriege gebildet, der unter anderem die Namen Müller-Vogt, Hörberger, Baumann und noch andere, sowie der Pfarrherr und der Schullehrer angehörten. Sie hielten sich als vornehmere und gebildetere Leute, denen der Umgangston des Mohrenwirtes missfiel.

Gründung der Siebnacher Schützenvereine

Seit dem Mittelalter gab es in vielen Städten und größeren Ortschaften Gilden zur Selbstverteidigung. Im bayerischen Oberland sind das die Gebirgsschützen-Kompanien oder die Schützengilden. Im Schwäbischen waren es hauptsächlich die Feuerschützen-Gesellschaften. Sie pflegen bis heute die Tradition und Schießen zum Teil noch mit Vorderladern, heute auch mit Kugelgewehren auf größere Entfernungen. Dazu ist aber ein geeignetes Gelände mit einem Schützenhaus notwendig. Mit der fortschreitenden Waffentechnik hat man um 1860 den Zimmerstutzen entwickelt. Das Kaliber reichte von 4,4 mm bis 4,65 mm und auf ein Zündhütchen wurde die geeignete Rundkugel aufgesetzt. Von der Lauf-Mündung bis zur Ladevorrichtung waren es etwa 20 cm. Der Schaft des Zimmerstutzens war mit einer ausgeprägten Backe ausgestattet. Als Zieleinrichtung diente ein Präzisions- Diopter, geschossen wurde auf eine Distanz von 10 – 15 Metern.
Angetan von der Möglichkeit in der Gaststube oder im Saale zu schießen, machten einige Schießinteressierte um Alois Filser, dem Mohrenwirt den Vorschlag, einen Verein zu gründen.
Möglich wäre es auch gewesen, dass sich einige von dem Bildnis der schönen Münchener Schützenliesel inspirieren ließen. Um 1900 kam dieses junge Mädchen mit 16 Jahren aus einem Dorf in der Nähe von Pöttmes nach München. Als Kellnerin beim Oktoberfest-Schützenzelt, wo sie mit ihren weiblichen Reizen nicht geizte, machte sich das junge Ding schnell einen Namen. In allen Zeitungen war sie abgebildet und war so eine gute Werbung für die Schützensache. Sogar der spätere Nobelpreisträger Thomas Mann, der zu dieser Zeit in München die „Buddenbrocks“ schrieb, war von der Schützenliesel so angetan, dass er die schöne Maid unbedingt kennen lernen wollte.
Ein paar vorbereitende Besprechungen gingen der Gründung am 3.November.1903 voraus. Die Gründungsversammlung fand unter dem Vorsitz von Alois Filser statt. Der künftige Verein führte den Namen:

„Zimmerstutzen-Schützengesellschaft Edelweiß Siebnach“

14 Anwesende Bürger erklärten sich sofort bereit dem neuen Verein bei zutreten.
Zum 1. Schützenmeister wählte die Versammlung den fürstlich Fuggerschen Forstwart Alois Filser, Bäckermeister Georg Wagner wurde zum 2.Schützenmeister gewählt. Gastwirt Wilhelm Maier stellte dem jungen Verein einen neuen Zimmerstutzen zur Verfügung. Durch eine Wandöffnung wurde von der Gaststube ins Nebenzimmer geschossen. Als Beleuchtung dienten Karbid und Petroleumlampen. Entsprechend der Beleuchtung waren natürlich auch die Schießergebnisse und trotzdem konnte der Verein 1905 schon 28 Mitglieder aufweisen.
Die Schießergebnisse besserten sich erheblich mit der Einführung des elektrischen Lichtes im Jahre 1910.

In der schriftlichen Überlieferung heißt es: Im Jahre 1906 kam es zu einer bedauerlichen Spaltung Infolge persönlicher Differenzen. Die Abtrünnigen gründeten einen neuen Verein mit dem Namen:

„Schützenverein Eintracht Siebnach“

Wie man heute weiß, waren die Differenzen mit der anschließenden Spaltung wohl das Werk von Joachim Müller und seinem Stiefsohn Sebastian Vogt und deren Anhänger. Seinen Plan konnte nun Joachim Müller mit dem Darlehnskassenverein ein neues Gasthaus zubauen, in die Tat umsetzen. So war es verständlich, dass er rechtzeitig um Gäste, vor allem aber um Stammgäste besorgt war. Bei der Suche nach einem Pächter war es auf jeden Fall von Vorteil, wenn er einige Vereine aufweisen konnte.

Und trotzdem ging es beim Edelweißverein weiter, noch im Jahre 1906 erhöhte sich die Mitgliederzahl wieder auf 24.

Der Wegzug des 1.Schützenmeisters Alois Filser im Frühjahr 1908 war für den Verein ein großer Verlust. Alois Filser trat auf Schloss Sandsee bei Pleinfeld in Mittelfranken eine Stelle als Revierförster an, blieb aber trotzdem Vereinsmitglied. Als Nachfolger wählte die Generalversammlung am 31.Dez. Georg Sirch.

Was Joachim Müller bei der Teilung der Schützen nur zur Hälfte gelang, ist ihm bei der Feuerwehr ganz gelungen. Als bei der Feuerwehrversammlung 1908 im Gasthaus Mohren von Vorstand Franz Hörberger der Umzug ins neue „Gasthaus Kreuz“ auf die Tagesordnung gesetzt wurde, erklärten 25 von 55 Wehrmänner sofort ihren Austritt.

Sofort nach Fertigstellung des Gasthauses Kreuz, zog das Ehepaar Alois und Monika Raffler als Pächter ein. Die zwölf Jahre jüngere Monika wurde, so böse Zungen, von ihrem kränkelnden Ehemann ständig vernachlässigt, also nahm sich ihrer Sebastian Vogt an. Inzwischen zum Feuerwehrvorstand aufgestiegen, bekleidete er auch Funktionen beim Schützenverein „Eintracht“ sowie beim Darlehnskassenverein, er etablierte sich als Stammgast im „Kreuz“. Als Alois Raffler im Winter 1915 mit 44 Jahren starb, legte Sebastian Vogt als Vorstand der Feuerwehr dem Verstorbenen Herbergsvater am Grab einen Kranz nieder. In der vorangegangenen Ansprache würdigte er nur die Witwe Monika, mit Sprüchen wie: „sie hat einen guten Gatten verloren“, so dass es sogar Pfarrer Flemisch zu dumm wurde und er sich mit der Bemerkung zu den Ministranten wandte: „der alte Bock meckert noch immer“. Es dauerte dann nicht lange, da zog Monika Raffler als Frau Vogt in die Mühle ein.

Zum Herbst 1908 konnte der neue Verein „Eintracht“ mit einem Eröffnungsschießen in das neue Vereinlokal zum Kreuz einziehen. Kein Wunder das die Schießergebnisse noch zu wünschen übrig ließen, denn sie konnten fast zwei Jahre lang nicht üben.

Seit dem Jahre 1905 sammelten Ehrenmitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Gelder für die Anschaffung einer Vereinsfahne. Wegen dieser Aktion kam es bis zur Fahnenweihe 1909 zu erheblichen Unstimmigkeiten zwischen den Aktiven Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr.
Am Tag der Fahnenweihe, am 11.Juli 1909 vormittags während des Gottesdienstes, fiel die Mohren-Wirtin und Ehefrau von Wilhelm Maier in der Gaststube tot um. Da das Geschäft an diesem Tage an ihr vorbei ging, ist zu vermuten, dass sie dies nicht verkraftete.
Seit dem plötzlichen Tod seiner Frau befasste sich Wilhelm Maier, der Mohrenwirt mehr und mehr mit dem Gedanken alles zu verkaufen und fort zuziehen. Sein ewiger Widersacher und Kontrahent Joachim Müller stärkte ihn noch in diesem Vorhaben. Nach dem er seine Töchter versorgt hatte, kaufte er für seinen einzigen Sohn im Donauried einen Bauernhof. Seine sämtlichen Besitzungen in Siebnach erwarb Joachim Müller mit einem Kredit vom Darlehnskassenverein. Wilhelm Maier ging im Sommer 1912 als Privatere mit 58 Jahren nach Augsburg und lebte von den Zinsen. Für seinen Besitz erlöste er 185000 Goldmark, die gleiche Summe, so die Überlieferung, hatte er noch auf einer Bank angelegt.
Die nach dem 1. Weltkrieg beginnende Inflation machte ihn Bettelarm.
Eines Tages fuhr er mit der Staudenbahn von Augsburg kommend in Richtung Markt Wald-Ettringen, da sah er in Fischach einen Siebnacher zusteigen, er faste an seine Weste und zog diese gut einen halben Meter von seinem Körper weg und sagte: „hast Du mir nicht ein Stückchen Brot“. Seine letzten Jahre verbrachte er bei seinem Schwiegersohn Johann Gleich in Siebnach. Nur wenige Dorfbewohner, die meisten aus reiner Neugier reihten sich in den Leichenzug nach Kirch-Siebnach ein, als Wilhelm Maier im Alter von 70 Jahren, 1923 verstarb.

Sofort nach dem Kauf des Gutshof von Wilhelm Maier, dem Mohrenwirt, ging Joachim Müller daran die Ländereien an die Siebnacher Interessenten zu verkaufen. Etwa 30 Tagwerk lies er bei der Gastwirtschaft und verkaufte diese ebenfalls. Es waren der schlechteste und weit entfernteste landwirtschaftliche Grund in der ganzen Flur den er bei der Gastwirtschaft belies, so war bewusst der Untergang vorprogrammiert. Die landwirtschaftlichen Betriebsgebäude verkleinerte er entsprechend und verkaufte sie zum Wiederaufbau weiter. Ein großer Stadel wurde in Höfen beim Philip wieder aufgebaut.

Die restlichen 30 Tagwerk und ein paar Tagwerk Wald sowie das ehemalige Molkereigebäude, das südlich von dem damaligen Hofgut stand, behielt sich Joachim Müller für seine Kinder. Keinen Quadratmeter davon, gliederte er jemals in den zur Mühle gehörenden Hof ein. Seine sechs Kinder, die er mit seiner zwölf Jahre älteren Frau zeugte, lies er alle eine höhere Schulbildung angedeihen und bis auf die letzte Tochter, alle studieren.

Die Zertrümmerung des Gutshofes von Wilhelm Maier war das Ziel Müllers und sein größter Triumph. Aber auch viele Bauern im Dorf waren ihm dankbar. Ohne ihn hätten sie ihre Höfe nicht aufstocken können. Aber die kleinen Landwirte mit ein paar Tagwerk Grund, die darauf angewiesen waren, als Taglöhner ihr Einkommen zu verbessern, hatten das Nachsehen. Von nun an gab es manchmal auf dem eine Wegstunde entfernten Gutshof in Ostettringen, ein paar Mark zu verdienen.

Fast zeitgleich nahm die 1907 gegründete Dampfmolkerei-Genossenschaft in ihrem neuen Betriebsgebäude die Arbeit auf. Wegen der ständig steigenden Milchproduktion war der Neubau notwendig geworden. Sie war die größte und modernste Molkerei in der näheren und weiteren Umgebung. Waren es doch vorher drei kleine Käsküchen. Die eine gehörte dem Maierwirt, die andere zur Mühle und eine befand sich noch in der Meiergasse und war Eigentum mehrer Milcherzeuger. Auch bei der Gründung der neuen Genossenschaft und dem Bau der Molkerei gaben Müller und Maier den Ton an. Diese Zeit der Veränderungen im Dorf hätten ohne Maier und Müller wahrscheinlich nie so stattgefunden.

Paulus März und Johann Mögele führten bis 1914, dem Ausbruch des 1.Weltkrieges, den Verein „Edelweiß“ weiter.
Während des Krieges übernahm Georg Hörterich das Amt des 1. Schützenmeisters. Von den 30 Mitglieder zu Beginn des Krieges, sind bis zum Ende des Jahres 1918, 9 Kameraden fürs Vaterland gefallen.
Dem Verein „Eintracht“ dürfte es nicht besser ergangen sein. Leider sind von der Gründerzeit bis 1933 keine Aufzeichnungen mehr vorhanden. Es ist anzunehmen das die Unterlagen, die im Vereinslokal aufbewahrt wurden, dort verloren gingen. In den ersten Maitagen 1945 beschlagnahmte die US. Militärregierung die Kreuzwirtschaft und quartierte dort, bis zu deren Abtransport in ihre Heimat, an die Hundert polnische Zivilarbeiter ein. Die Polen und Polinen waren seit Frühjahr 1940 meist bei Bauern in Siebnach und Umgebung tätig und hausten im Kreuz wie die Vandalen.

In den letzten Kriegsjahren bis 1918 kam die Vereinstätigkeit in beiden Vereinen nahezu ganz zum erliegen
Im Jahre 1919 nahmen beide Schützenvereine mit den aus dem Felde Heimgekehrten Veteranen die regelmäßigen Schießabende wieder auf. Bei der ersten Generalversammlung des Vereins „Edelweiß“ konnte der Mitgliederstand auf 22 erhöht werden und Josef Filser wurde zum neuen Schützenmeister gewählt.

Auch Alois Filser, der glücklich den Krieg in Frankreich überstand, trat wieder seinen Dienst als Förster auf Schloss Sandsee an. Groß war die Aufregung und Trauer als die Kunde vom Tode des Vereinsgründers und langjährigem Mitgliedes eintraf. In Ausübung seines Dienstes hatte er am 19. Mai 1919 einen Wilderer gestellt, der sofort schoss. Mit einem Schuss verletzte Alois Filser den Wilderer so dass er nicht mehr fliehen konnte, aber der fast gleichzeitige zweite Schuss des Wilderers traf ihn tödlich.

Der Wilderer den Alois Filser gekannt hatte, ist vom Schwabacher Landgericht zu lebenslangem Zuchthaus verurteilt worden. Ende der dreißiger Jahre verlegte man ihn in das Konzentrationslager Flossenbürg. Nach Kriegsende 1945 wurde er von den Amerikanern als KZ:- Insasse befreit und genoss sämtliche Vorteile wie andere Lagerinsassen auch.

Einige Monate vorher hatte Alois Filser für die Anschaffung einer Vereinsfahne 1000 Mark gestiftet. Dieser Betrag reichte allerdings im Zeichen der beginnenden Inflation nicht mehr aus. Die Vorstandschaft sammelte weitere Spenden bei Mitgliedern und Gönnern des Vereins. Wegen der ständig steigenden Geldentwertung wurde die Fahne sofort in Auftrag gegeben.
Unter der Leitung der beiden Schützenmeister Josef Filser und Josef Mögele und der unermüdlichen Mithilfe des Gründungsmitgliedes Xaver Schmid, konnte am Pfingstmontag 24. Mai 1920 bei herrlichstem Wetter die Fahne von Pfarrer Schneider geweiht werden. In der Festrede sprach Oberlehrer Max Leonhard über die Ziele und die Bedeutung der Schützenvereine.
Von 1921 an leitete Michael Ruf den Verein. Unter seiner Führung hatte man eine neue Theaterbühne angeschafft. Zu Weihnachten brachte man ein Theaterstück zur Aufführung und veranstaltete Christbaumfeiern verbunden mit Glückshafen. Zu Kirchweih oder Kathrein und zur Fastnacht gab es Tanzveranstaltungen.

Das 25-jährige Vereinsjubiläum begann mit einen Preisschießen , an dem sich auch viele Schützen des Brudervereins „Eintracht“ beteiligten und endete mit einem Festabend am Kirchweihsonntag den 21. Okt. 1928. Beide Schützenmeister, Michael Ruf und Johann Berchtold begrüßten die erstmals stattgefundene Annäherung der Vereine und gaben sich der Hoffnung hin, dass dies nicht die letzte war.

1928 kam Pfarrer Franz X. Hörmann für den strafversetzten Pfarrer Schneider nach Siebnach. Der leidenschaftliche Schütze wurde bald zum 1. Vorstand des Vereins „Edelweiß“ gewählt. Aus dieser Zeit sind leider keine Protokolle vorhanden. galten doch Pfarrer Hörmann, Johann Berchtold und Xaver Schmid als akkurate, redegewandte Schützen, die fast an keinem Schießabend fehlten. Wahrscheinlich ist aber, dass man der immer mächtiger werdenden SA keinen Grund liefern wollte, die Versammlungen zu stürmen oder aufzulösen. Denn ein Kath. Pfarrer als Vereinsvorstand, war ihnen schon vor der Machergreifung ein Dorn im Auge.

Im Schießbuch sind von dieser Zeit 45 Schießabende und Weihnachtsschießen verzeichnet. Die Anzahl der Schützen an den einzelnen Schießabende war mit durchschnittlich 12 Mann äußerst gering, möglich ist auch, dass es mit der immer stärker werdenden Ortsgruppe der NSDAP und SA zu tun hatte. Man könnte auch die Abnahme der Schützen im Mohren und der Zulauf der Schützen im Kreuz mit den neuen Besitzern in Verbindung bringen.

Im Frühjahr zogen im Kreuz die Eheleute Mautz als neue Besitzer ein. Josef Mautz Bäckermeister von Beruf lies im Anbau eine Bäckerei errichten. Frau Mautz die Wirtin, zog natürlich die Gäste an, wie der Honig die Bienen . Sie war nicht nur eine gute Wirtin, sondern auch eine sehr attraktive Frau. Deswegen konnte Mautz bevor nicht der letzte Gast aus der Wirtschaft war, schlafen gehen. Bäcker und Gastwirt war überhaupt eine ungünstige Konstellation. Knapp 10 Jahre hielt er durch, dann verkaufte er das Gasthaus samt Laden und Backstube an die Lammbrauerei Mindelheim und kaufte sich in Kempten eine Bäckerei.

Nach Hitlers Machtübernahme am 30. Jan.1933 ist im Frühjahr die Gleichschaltung der Verein und Verbände angeordnet worden. Auch die beiden Schützenvereine waren soweit nationalsozialistisch unterwandert, dass jeder Angst hatte sich zur Wehr zu setzten, oder sich unbedacht zu äußern, denn mit einer Abholung durch die Gestapo war nicht zu spaßen und womöglich im Konzentrationslager Dachau zu landen, hatte jeder höllische Angst.

In dieser Zeit 1932 und 1933 suchte der Dichter und Schriftsteller Bert Brecht aus Augsburg einige Male in Siebnach Unterschlupf bei seinem Gesinnungs-Genossen Johann Mück. Er entging dadurch einer drohenden Verhaftung durch die Gestapo.
Bei seiner Flucht nach Österreich und weiter nach Amerika, weilte er nochmals in Siebnach.

Aus dem Protokoll von der Versammlung vom 10. April 1933 geht nicht hervor, wo diese stattfand und wer dazu eingeladen hat, auch nicht wer die Versammlung leitete. Fest steht nur das Niederschrift und die Bestandsaufnahme, Pfarrer Hörmanns Handschrift war. Es wurde folgender Mitgliederstand festgestellt: 28 Mitglieder vom Edelweiß und 23 vom Verein Eintracht. Es folgten der Kassenbestand vom Edelweiß mit 8,16 RM und 185 RM die Eintracht. An Inventar hatte der Edelweiß: 1 Fahne mit Schrank, 1 Humpen, 1Theaterbühne, 3 Zimmerstutzen und eine Schießeinrichtung. Der Verein Eintracht: 1 Theaterbühne, 1 Zimmerstutzen, Schießeinrichtung, Scheibenmaterial, 1 Pokal.

Beim Vollzug der Zusammenlegung am 24. Sept. 1933 im Gasthaus zum Mohren ist dann ein 10-köpfiger Ausschuss bestimmt worden. Der neue Ausschuss gibt sich der Hoffnung hin, durch das Werk der Vereinigung möge der Schießsport in Siebnach die erwünschte Förderung erfahren.

Am 7. Nov. 1934 waren es noch 16 anwesende Mitglieder bei der Versammlung, in der 1. Vorstand Hörmann sein Amt nieder legte und zum Nachfolger Hyazinth Baumann bestimmt wurde. Da das Amt des 2. Vorstandes keiner übernehmen wollte, erklärte sich Pfarrer Hörmann dazu bereit.

In der Niederschrift vom 24. März 1935 ist zu lesen, dass sich fast alle Mitglieder am Preisschießen beteiligten. Bei der abends stattgefundenen Preisverteilung sind alle Schützen mit Preise bedacht worden, zugleich fand die Gleichschaltung mit der NSDAP statt. Was bedeutet Gleichschaltung? Im sechsbändigen großen Duden von 1977 steht auf Seite 1049 zu lesen: „ Wort aus der Elektrotechnik “ von den Nazis 1933 für das Gesetz zur Gleichschaltung der Länder im Reich übernommen. Danach wurden die Parteien und Vereine gleichgeschaltet. Es bedeutet mit Zwangsmaßnahmen alles auf eine einheitliche Linie und Denkweise zu bringen, im Denken und Handeln der Politik und Weltanschauung der regierenden Machthaber unterwerfen.

Bei einer außerordentlichen Versammlung im Frühjahr 1936 die sehr schlecht besucht war, stand die Neuwahl des 2.Vorstands auf der Tagesordnung. Keiner der anwesenden die von der Versammlung vorgeschlagen wurden, nahm die Wahl an.

Über den Wegzug von Pfarrer Hörmann im Laufe des Jahres 1936 und den Gründen ist nichts schriftlich überliefert. Lediglich bei der Generalversammlung am 25. Nov. 1936 würdigte 1. Vorstand Hyazinth Baumann seinen Vorgänger. Er bedauerte den Wegzug des geselligen Hochwürden, denn so sagte er: „Hörmann brachte stets leben und Humor in den Verein mit“.

Bei der Generalversammlung am 24.Nov.1937 wurde von einigen Mitglieder der Antrag eingebracht den Verein aufzulösen. Man beschloss diesen Punkt in einer außerordentlichen Versammlung am 1. Dez. 1937 zur Abstimmung zubringen. An dieser Versammlung nahmen 23 Mitglieder teil. 18 stimmten für ein weiterbestehen und 5 für eine Auflösung. Anschließend trat die alte Vorstandschaft zurück. Bei der Neuwahl ist Georg Sirch zum Vereinsführer und Ferdinand Böck zum Stellvertreter bestimmt worden

Schon in den Jahren 1935, 1936 und 1937 sind verstärkt Junge Mitglieder nach dem sie Arbeitsdienst abgeleistet hatten zum aktiven Militärdienst eingezogen worden. Männer, die ihren Militärdienst abgeleistet hatten, mussten sich ständig bereit halten.
So war es auch mit dem im vergangenen Dezember zum Vereinsführer bestimmten Georg Sirch. Im Protokollbuch steht lapidar: „ In Folge Wegzugs am 1.3.38 muss ein neuer Vereinsführer bestimmt werden.“ Dass er aber als ehemaliger Reichswehr Soldat zur Wehrmacht einrücken musste, ist nicht vermerkt.

Ferdinand Böck wurde zum 1.Vereinsführer, Josef Würflingsdobler als Stellvertreter bestimmt. Am 15. Januar 1939 leitete Gastwirt Willi Stengelmeier die Versammlung, da Ferdinand Böck infolge Wegzugs (Einberufung) sein Amt nicht mehr ausüben konnte.
Die 13 erschienen Mitglieder bestimmten:
Franz Scherer zum Vereinsführer
Willi Stengelmeier zum Stellvertreter

Ein sehr gut besuchter Faschingsball mit Rosenschießen den der Schützenverein Edelweiß – Eintracht am 11. Feb. 1939 veranstaltete war für sechs Jahre die letzte Tanzveranstaltung.

Am 11.u.12. März 1939 veranstaltete der Verein ein Winterhilfswerk-Schießen zu der auch die Kleinkaliber – Schützenkameradschaft Traunried ein geladen war. Geschossen wurde unter anderem mit dem Wehrmann-Gewehr auf die dazu gehörende Scheibe. Der Reinerlös kam dem Winterhilfswerk zu Gute.

Nach 6 Jahren Hitlerherrschaft nahm das Unheil seinen Lauf, es brach der 2.Weltkrieg aus. Im Laufe des Krieges wurden alle die eine Waffe tragen konnten, eingezogen. Die über das Wehrpflichtige Alter hinaus waren, wurden zu allerlei Diensten in der Heimat verpflichtet.
So hatte der am 15.1.39 zum 1.Schützmeister gewählte Franz Scherer die Aufgabe, Kriegsgefangene zu bewachen.

Bei der Versammlung am 22.Nov.1939 beschloss man in Anbetracht der bevorstehenden 1. Kriegs-Weihnacht, allen Schützenbrüder die im Felde stehen, zu Weihnachten eine kleine Liebesgabe zu senden. Schützenmeister Franz Scherer wies auf die Wehrhaftmachung nicht gedienter und junger Leute hin. Dem Schützenverein oblag die Pflicht, diese Leute im Schießen auszubilden. Da der alte Zimmerstutzen des Wehrgedanken unwürdig war, durfte von nun an in den Schützenvereinen nur noch mit dem Wehrmann-Gewehr geschossen werden. Er war eine original Nachbildung des Wehrmachts-Karabiner K 98, aber nur mit dem Kaliber 4,5 mm. Die Schießabende fanden in dieser Winter-Periode alle 14 Tage Mittwochs im Mohren statt.
Aber den Mohrenwirt Josef Würflingsdobler störte es nicht sonderlich, wen nur gelegentlich eine Veranstaltung der Schützen bei ihm stattfand.
Seit 1936 hatte er den Saal und andere Räume an den Nationalsozialistischen in Fliegerkorps NSFK vermietet. Der NS-Fliegerkorps bildete mit der Flieger-HJ den Nachwuchs im Segelfliegen für die Luftwaffe aus. Dazu hatte man 1938/39 eine große Flugzeughalle auf dem Schlegelsberg in Siebnach gebaut. Zur geplanten Schule mit Unterkünften kam es nicht mehr.

Die letzte ordentliche Versammlung des Edelweiß-Eintracht fand am 23. November 1941 nachmittags 15 Uhr im Gasthaus Kreuz statt. 14 anwesende Mitglieder gedachten mit Vereinsführer Franz Scherer, den im Felde der Ehre fürs Vaterland gefallenen Schützenkameraden.

In seiner Funktion als Schützenmeister fiel ihm auch die Aufgabe zu, die Trauerfeier für das jeweils gefallene Vereinsmitglied mitzugestalten und im Namen des Vereins dem gefallenen Kameraden mit einem ehrenden Nachruf und einer Kranzniederlegung zu danken. Im ausgehenden Kriegsjahr 1944 war eine Trauerfeier für einen Gefallenen auf dem Friedhof wegen der ständigen feindlichen Tiefflieger nicht mehr möglich.

Als der Krieg am 27.4.1945 unser Dorf überrollte mussten unter Androhung der Todesstrafe am 1.Mai alle Waffen abgeliefert werden und am 5.Mai wurden alle Vereine des Dorfes von der amerikanischen Militärregierung verboten.

In diesem Krieg hatten 19 Mitlieder des Schützenvereins „Edelweiß-Eintracht“ ihr Leben verloren. Weltweit forderte der 2. Weltkrieg 50 Millionen Opfer.

Mitte Mai starb das Gründungsmitglied, Xaver Schmid. Er war von Anfang an ein großer Förderer des Vereins.
Der Schützenverein war verboten, die Vereinsfahne hatte man an einem sicheren Ort
aufbewahrt und es durften keinerlei Fahnen in der Öffentlichkeit benützt werden. So war es auch nicht erlaubt beim Trauerzug nach Kirch-Siebnach die Totenfahne mitzuführen.
Das war das vorläufige Ende nach 42 bzw. nach 39 Jahren Schützenverein Edelweiß –Eintracht in Siebnach.

Der Neuanfang

Nachdem die Herstellung und der Besitz von Waffen aller Art in den drei westlichen Besatzungszonen seit der Kapitulation am 8. Mai 1945 bei Todesstrafe verboten war, lockerte die Alliierte Hohe Kommission für Deutschland im September 1949 dieses Verbot. Es durften Luftdruckgewehre mit einem Kaliber von max. 5,5 mm gebaut werden. Begeistert war natürlich niemand, galten Luftgewehre vor dem Kriege als besseres Kinder-Spielzeug mit dem hauptsächlich Bolzen verschossen wurden. Auch sind bald darauf mit anderen Sportvereinen auch Schützenvereine wieder zugelassen worden.
Mehrere Hersteller brachten dann Luftgewehre auf den Markt, die sich alle ähnelten. Die Kipplaufgewehre hatten als Zieleinrichtung anfangs nur Kimme und Korn. Sie schossen auf eine Entfernung von 6 m mit einer Diabolo Kugel 4,5 mm einiger- maßen genau. Dazu wurde eine passende Scheibe entwickelt. Auf dieser Basis entstanden die Schützenvereine wieder neu.

Auf dieser Grundlage gründete der letzte Vereinsführer des Schützenvereins Edelweiß – Eintracht Franz Scherer am 23. Mai 1950 im Gasthaus Kreuz den Schützenverein Siebnach. Um der früheren Spaltung der zwei Vereine aus dem Wege zu gehen, gab man dem Verein den Namen Siebnach. Als Vereinslokal beschloss man, beide Gaststätten abwechselnd zu besuchen. In der nachfolgenden Wahl wurden gewählt:
1. Vorstand Franz Scherer
2. Vorstand Willi Stengelmayr

In der Ausschusssitzung vom 17. Juni 1950 hat man eine vorgefertigte Muster-Satzung beschlossen, die aber nicht der Generalversammlung zur Annahne vorgelegt wurde. Auch berichtete Vorstand Scherer, dass er beim Landrat gewesen sei. Dieser habe ihm die Eigentumsrechte, der Vereinsfahne schriftlich bestätigt. Die am 21.Oktober 1950 stattgefundenen Generalversammlung brachte außer den üblichen Aktivitäten die Neuwahl von Vorstandschaft und Ausschuß. Das Amt des Schriftführers übernahm zusätzlich Georg Stegmann und der Ausschuß wurde auf vier Mitglieder verringert. Der 1. u. 2. Vorstand wurden wiedergewählt.

Vom 23. Mai bis 2. Dez. hat man den Versammlungs-Beschluss, abwechselnd beide Wirtschaften zu besuchen, missachtet. Deswegen lud der Mohrenwirt zu einer Aussprache mit ehemaligen Mitgliedern und Interessierten ein.

So kam es am 2. Dezember 1950 zur Wiedergründung des Schützenverein „Edelweiß“. Gastwirt Josef Würflingsdobler leitete die Versammlung. Die 27 Anwesenden wählten in geheimer Wahl Vorstandschaft und Ausschuss.
Gewählt wurden:

1. Vorstand u. 1. Schützenmeister: Jakob Drexel
2. Vorstand u. 2. Schützenmeister: Willi Gleich
Schriftführer: Stefan Schmid
unter den Ausschußmitgliedern: Xaver Ruf

Nach Fertigstellung des Schießstandes soll jeden Samstag geschossen werden. Gastwirt Josef Würflingsdobler sagte zu, mit Postbräu Thannhausen wegen Überlassung eines von der amerikanischen Militärregierung genehmigten Luftgewehres Fühlung aufzunehmen.

Die Wiederentstehung des Schützenverein „Edelweiß“ war keine erneute Spaltung, es war das Recht auf Eigentum und das durch die Nationalsozialisten erlittene Unrecht.
Man muss Franz Scherer und seinen Getreuen von damals die Vorhaltung machen,
sie hätten die Anderen vorher wenigstens Fragen sollen. Man konnte doch nicht auf dem von den Nazis verfügten Unrecht, nach dem Kriege weiter machen. Mindestens die Hälfte der Mitglieder des Edelweiß-Vereins ist nach 1933 dem Verein ferngeblieben. Die restlichen Schützen hatten Angst, ihre Gesinnung Preis zugeben. Nur wenige Mitglieder, die sich nicht um Politik kümmerten, blieben um des Schießsportes und der Geselligkeit wegen.

Anfang Januar wurde von Alt-Mitgliedern des Schützenvereins Edelweiß mit Einschreibbrief an den Schützenverein Siebnach die Rückgabe der Schützenfahne und des Protokoll-Buches gefordert.
Diese Forderung löste auf der Gegenseite böse Reaktionen aus. Leider konnte ihnen Landrat Luis Kopp, der Schützenmeister Franz Scherer ein halbes Jahr zuvor schriftlich versicherte, die Fahne sei jetzt Eigentum des neuen Vereins, nicht mehr helfen. Landrat Kopp wurde nämlich zwischenzeitlich seines Dienstes enthoben und später wegen verschiedener Vergehen im Amt zu einer Gefängnisstrafe verurteilt.
Da sich die Schützenfahne nach dem Kriege im Besitz des Schützenvereins Siebnach befand und während der Kriegsjahre stark gelitten hatte, beschloss man, sich lieber eine Neue anzuschaffen. Im Frühjahr 1951 wurde die Fahne dann an den ursprünglichen Eigentümer, dem wiedererstandenen „Schützenverein Edelweiß“ zurückgegeben.

In den Wintermonaten fanden dann bei jedem Verein immer Samstags Schießabende mit einer Rekordbeteiligung statt. Der Schützenverein Siebnach hatte in aller Eile bei der Kunststickerei Auer München eine neue Fahne in Auftrag gegeben.
Beim Edelweiß liefen die Proben für das Laienstück „Die falsche Liab“ an, das in fünf Aufführungen an Ostern gespielt wurde. Mit dem Erlös schaffte man 2 Walther-Luftgewehre an.

Der Verein Siebnach war inzwischen mit den Vorbereitungen auf die Fahnenweihe im Mai beschäftigt.
Mit einem Gottesdienst im Garten von Bürgermeister Hyazinth Baumann weihte H.H. Pfarrer Britzelmayr die neue Fahne. Leider war das Fest vom Wetter nicht sehr begünstigt. Die Festbesucher verteilten sich auf die zwei Gastwirtschaften, wo kaum noch ein Platz zu erhalten war. Das Preisschießen, das vom 12. bis 20. Mai dauerte und von vielen Schützen aus Nah und Fern besucht wurde, war ein voller Erfolg. Insgesamt kamen 325 Schützen nach Siebnach. Der Schießstand war auf der Nordseite des „Kreuzes“ provisorisch errichtet worden.

Es entwickelte sich von 1951 an eine rege Vereinstätigkeit. Beide Vereine nahmen an sämtlichen Veranstaltungen des Schützengaues Türkheim und darüber hinaus teil. Das Münchner Oktoberfestschießen und der Oktoberfest Trachten- und Schützenzug gehörten ebenso dazu, wie die Bezirksschießen des Bayerischen Sportschützenbundes des Bezirkes Schwaben. Auch für das Deutsche Bundesschießen in Gingen a.d. Brenz war der Weg nicht zu weit. Auch die vielen Schützenfeste mit Festumzügen in Nah und Fern waren immer ein Erlebnis.

So richtete der Schützenverein Edelweiß 1953 das 3. Nachkriegs –Gauschießen aus. Zu Beginn des Schießens an einem Samstagmittag Ende Juni hatte es so geregnet, dass die Dorfstraße von Ettringen her nicht befahrbar war. Auch war das Wetter die ganze Woche über sehr durchwachsen, aber zum letzten Wochenende machte Petrus alles wieder wett. Am Samstagabend und am Sonntag unterhielt die Blaskapelle Siebnach die vielen Biergarten Besucher im Garten des Gasthauses Mohren.

Nach altem Schützenbrauch begann das Schießen mit einem Böllerschuss und das Ende des Gauschießens um 16 Uhr kündigte wieder ein Böllerschuss an. Jugendliche Mitglieder die mit dem Böllerschießen beauftragt waren, zündeten den Böller entgegen der Vorschrift mit einer Zündschnur, wobei der Böller mit einem furchtbaren Knall explodierte. Wie ein Wunder ist keiner der Böllerschützen verletzt worden. Teile des Böllers, sind ein paar Tage später von einem Landwirt ca. 200 m an der Sieben-Eichen Straße beim Grünfutter mähen gefunden worden. Nicht auszudenken, wenn Teile des Böllers im vollbesetzten Biergarten niedergegangen wären.

Bis 1963 brachte die Laien-Spielgruppe des Schützenverein Edelweiß jedes Jahr zu den Weihnachtsfeiertagen ein Theaterstück zur Aufführung. Der Besucherandrang war oft so groß, dass Dorfleute wieder nach Hause gehen mussten. Bis zu 187 Personen pro Aufführung waren eingepfercht im Saale des Gasthaus Mohren. Eine Aufzählung aller 13 Stücke die zur Aufführung kamen, würde diesen Rahmen sprengen. Auch die vielen Laiendarsteller die alle ihr Bestes gaben, zu nennen, ginge hier zu weit. Aber ich glaube das Einverständnis aller zu haben, wenn hier der Spitzen-Darsteller und Spielleiter Xaver Ruf, besondere Erwähnung findet.

Man bot damals dem Theaterbesucher schon einiges. Es war oft notwendig bei einer Aufführung das Bühnenbild drei bis viermal zu wechseln. Für einige Aufführungen mussten andere Bühnenbilder gemalt
werden, für Beleuchtung und für die Geräuschkulisse griff man oft in die Trickkiste. Kostüme oder Uniformen wurden selbst angefertigt.

Mit einem Gedächtnisschießen am 30.Okt. 1960 anlässlich des 40.Todestages gedachte der Verein seines Gründers Alois Filser.

Nachdem die ersten 6 Jahre nach der Wiedergründung beim Schützenverein Siebnach e.V. alles zur Zufriedenheit aller verlaufen ist, war der Wegzug von Schriftführer -u. Kassier Georg Stegmann ein herber Verlust. Ist doch der Schriftführer in den meisten Vereinen die Person, die alles macht und die sich um alles kümmert. Es war nicht leicht zu dieser Zeit einen geeigneten Ersatz zu finden. Dank der Herbergs-Familie Stegelmayer gab es wenigstens mit dem Vereinslokal keine Sorgen und so lief auch der normale Schießbetrieb weiter. Außer den Übungsschießen im Winterhalbjahr, waren das Königsschießen, das Ostereierschießen und das Klaußenschießen eine ständige Einrichtung.
Kameradschaftsschießen mit benachbarten Vereinen gehörten ebenso dazu wie Wettkämpfe innerhalb der Einheitsgemeinde Ettringen. Auch Schießen zu Gunsten der „Kartei der Not“ dürfen nicht unerwähnt bleiben.
Die sinnlich gestalteten Weihnachtsfeiern und im Fasching der Schützenball waren alljährlich Höhepunkte im Vereinsjahr und im Dorfe.
Nicht vergessen sollen die vielen, meist sehr gut ausgewählten Vereinsausflüge sein.

Bei der Versammlung am 30.Okt.1966 trat der 1.Vorstand u. Schützenmeister Franz Scherer im Alter von 84 Jahren zurück. Zu seinem Nachfolger wurde einstimmig von der Versammlung das langjährige Mitglied Josef Schmid gewählt.
Bei der Generalversammlung 1972 machte der 1.Bürgermeister Hubert Sirch und der 2. Bürgermeister Peter Vogt mit dem Gemeinderat Josef Reiber den Versuch, den Zusammenschluss beider Schützenvereine einen Schritt weiter zubringen. Die erfolgte Abstimmung mit 13 Ja, 3 Nein und 3 Enthaltungen befürwortete dies.

Am 19.November1974 verabschiedeten sich die Wirtsleute Stengelmayer von der Kreuzwirtschaft, um in den Ruhestand zu treten. 1938 hatten sie die Bäckerei u. Gastwirtschaft als Pächter von der Lammbrauerei AG Mindelheim übernommen.

Die Hoffnung dass die Brauerei bald einen geeigneten Pächter findet, erfüllte sich leider nicht. Die Pächter die nach und nach aufzogen passten alle samt nicht in die dörfliche Landschaft. Richtete der eine im Saale ein Matratzen Lager ein, ließ der andere alles stehen und verschwand über Nacht. Alle samt waren nahe verwandt mit der RAF und der APO der damaligen Zeit, die Drogenfander machte mit der Polizei immer wieder überraschende Razzien. Nur einige male durfte der Schützenverein noch den Saal benützen.
So trat die Vorstandschaft mit der Molkereigenossenschaft in Verbindung und erreichten dass sie den Keller zum Schützenheim ausbauen durften. In dem Jahr Zwangspause konnten nur die auswärtigen Termine war genommen werden. Ein paar Übungen vorausgehend, konnte am 19. Dez. 1977 das Königsschießen seinen Anfang nehmen. Nach der Fertigstellung der Toilettenanlagen fand dann am 9. April 1978 die Einweihung statt. Die kirchliche Segnung nahm Geistlicher Rat Britzelmayr vor.
Aber den meisten Mitgliedern war klar, dass dies keine Dauerlösung sein konnte, denn bei der Auflösung der Molkereigenossenschaft die in absehbarer Zeit bevorstand, würde das Gebäude verkauft und einer anderen Funktion zugeführt werden. Es musste also weiter nach einer Lösung gesucht werden.

Nach der Renovierung der 31 Jahre alte Vereinsfahne, feierte man zusammen mit dem Kriegerverein, deren Fahne ebenfalls erneuert wurde und einem Jubiläum des Musikvereins am 4. Juli 1982 eine Doppelfahnenweihe.

Ab 1964 nahm der Verein „Edelweiß“ erstmals am Bundesfernwettkampf teil.
im Winterhalbjahr 1967/68 beteiligte sich der Verein erstmals an den vom Gau ausgeschriebenen Rundenwettkämpfe.

1971 wurde erstmalig innerhalb des Vereins ein Er- u. Sie- Schießen ausgetragen, bei dem 13 Paare teilnahmen.

Bei der Generalversammlung am 14. November1971 stellte Georg Sirch das Problem mit den beiden Schützenvereinen in Siebnach zur Debatte. Der anwesende Bürgermeister Hubert Sirch und das Gemeinderatsmitglied Stefan Schmid bejahten eine Zusammenlegung. Nach der teils heftigen Aussprache hatte man das Thema an den Ausschuß verwiesen. Weil die Angelegenheit nicht mehr weiter verfolgt wurde, stellte sich Schriftführer Stefan Schmid nach 22Jahren bei der Versammlung am 1. Dez. 1972 nicht mehr zur Wahl. Daraufhin lehnte der 1. Vorstand Jakob Drexel, der ebenfalls 22 Jahre diese Amt bekleidete, auch eine Wiederwahl ab.
Das war der Anfang eines Generationenwechsels, der dann nach 13 Jahren doch mit der längst fälligen Wiedervereinigung endete.

Bei der Neuwahl wurde wie folgt gewählt:
1. Vorstand Georg Steber
2. Vorstand Xaver Ruf (wiedergewählt)
Kassierer Gottfried Schmid
Schriftführer Anton Reiber
Beisitzer: Stefan Schmid, Josef Sirch, Adolf Hörterich, Georg Müller

Bei der fälligen Neuwahl am 7. Nov. 1975 wurde die bisherige Vorstandschaft nahezu einstimmig wiedergewählt. Für den nicht mehr angetretenen Schriftführer Anton Reiber wählte die Versammlung Michael Schmid jun.

Die schießsportlichen Erfolge waren auf einer nie da gewesenen Höhe. Das Ganze war nur möglich, weil 1967 ein Teil des Dachgeschosses von der Mohrenwirtschaft zu einem Vereinsheim ausgebaut wurde.
Mußte man doch seit den 50er Jahren zu jedem Schießabend zwei Schutzwände vom 1.Obergeschoß in die Gaststube im Erdgeschoß und nach Beendigung wieder zurücktragen. Dazu waren zwei Mann erforderlich. Meist kamen die Schützen erst wenn schon aufgebaut war und gingen vor dem Abbau wieder. Dies war der Hauptgrund zu dieser Baumassnahme, die Kosten betrugen nahezu 18000 Mark.

Gingen die schießsportlichen Leistungen nach und nach zurück, so nahmen gesellige Schießen vereinsintern zu. Die Mitgliederzahl stieg binnen einem Jahr auf 110 an. Die Zunahme lag größtenteils an den geburtenstarken Jahrgängen, man konnte seit dem Schützenheimbau nicht nur mehr schießsportliche sondern auch gesellige Veranstaltungen abhalten. Sicherlich war es auch ein Verdienst der neuen Vorstandschaft. Der wichtigste Grund aber war wohl der, dass sich ganz allmählich die Frauen der Schützenvereine bemächtigten. Sie kämpften nicht nur mit den Waffen einer Frau, sie fanden sich auch schnell mit dem Luftgewehr und dem Zimmerstutzen zurecht. Bald lernten sie so manchem vermeintlichen Meisterschützen das Fürchten. Zur Gründungszeit vor 100 Jahren wäre das
undenkbar gewesen, eine Frau im Schützenverein.

Schon 1957 traten Dora Ruf und Ria Schmid als erste Frauen dem Schützenverein Edelweiß als aktive Mitglieder bei.

Ob bei Schützenumzügen, Preisschießen und Wettkämpfen, die Frauen sind eine große Bereicherung und heute nicht mehr wegzudenken.

Mit großem Erfolg veranstaltete man jedes Jahr das Gartenfest zusammen mit dem Musikverein. Später zusammen die Tennenfeste mit der Feuerwehr.

Das 70 -jährige Vereinsjubiläum wurde mit einer Feierlichkeit und einem Jubiläums- Schießen begangen. Eingeladen waren der Bruderverein Siebnach e.V. und der Verein aus Traunried.

Der Mitgliederstand betrug 1978 die Rekordzahl von 133.

Man hatte sich fast ausschließlich auf das interne Vereinsgeschehen verlegt, das so gut funktionierte wie noch nie. So ganz allmählich aber kam das Problem mit dem Schützenheim wieder auf den Verein zu. Seit dem Jahre 1913 war das Gasthaus zum Mohren im Besitz der aus der Gegend von Braunau/ Oberöstereich zu- gewanderten Familie Würflingsdobler. Unter Katharina Würflingsdobler war die Gastwirtschaft gut geführt, aber nach ihrem Tode 1928 ging es stetig bergab. Mit den nachfolgenden Generationen wurde dies nicht besser, bis dann der noch jugendliche Alleinerbe das Ganze 1991 verkaufte. Während das Schützenheim auf dem Dachgeschoß eingebaut wurde, war von der damaligen Besitzerin immer wieder versichert worden, dass nach der Fertigstellung das Begehungsrecht notariell
verbrieft wird, was aber nie geschehen ist.

So haben die Verantwortlichen über 10 Jahre ein Vereinsleben mit schönen Festen und Veranstaltungen vorgeführt, obwohl sie wussten dass der Tag kommen wird, an dem es heißt: „Wohin ?“ Die Zusammenlegung hatte man wieder einschlafen lassen.

Schon des längeren waren Bestrebungen im Gange, einen Saal im Dorfe zu bauen. Auch ein neues Feuerwehrhaus mit Vereinsheim war längere Zeit im Gespräch. Da bot sich die verwaiste Kreuzwirtschaft an und die Aktienbrauerei Kaufbeuren wäre unter Umständen bereit, die Wirtschaft zu verkaufen. Dank eines guten Verhältnisses zu Bürgermeister Fehle und den vier Siebnachern im Gemeinderat konnte man die übrigen Räte von der Notwendigkeit überzeugen, für alle Siebnacher ein Vereinsheim zu schaffen. Zur Bedingung machte die Gemeinde Ettringen, dass ein gut funktionierender Verein die Trägerschaft übernimmt.
Nun war es an der Zeit, die beiden Schützenvereine zusammenzulegen.

Gründung des „Schützenverein St.-Georg e.V. Siebnach“

1.Vorstand Josef Schmid vom Schützenverein Siebnach e.V. und der 1. Vorstand Georg Steber vom Schützenverein Edelweiß e.V. luden am 25. Okt. 1985 zur Gründungsversammlung des neuen Siebnacher Schützenvereins ins Schützenheim im Molkereigebäude ein.

Die beiden Vorstände konnten nicht nur 67 Interessierte, sondern auch Bürgermeister Fehle, Gauschützenmeister Willi Raith und 2. Gauschützenmeister Karl Wiedemann begrüßen.
Der 1. Bürgermeister Walter Fehle übernahm die Funktion des Wahlleiters.
Bei der Abstimmung über den künftigen Namen des neuen Schützenvereins ist der Vorschlag: „Schützenverein St.Georg Siebnach“ mit 36 von 67 Anwesenden angenommen worden. Nach der Annahme der neuen Vereinssatzung erfolgte die Wahl der Vorstandschaft und des Ausschusses:

Mit überwältigender Mehrheit wurde

Michael Schmid zum 1.Vorstand und
Josef Reiber zum 2.Vorstand gewählt.

Schriftführer wurde Josef Hefele und Kassier Gottfried Schmid.
Gleichzeitig wurde der bisherige 1. Vorstand Josef Schmid zum Ehrenvorstand im neuen Verein ernannt.

In den außerordentlichen Generalversammlungen vom 10. Jan. 1986 des „Schützenverein Edelweiß e.V.“ und des „Schützenverein Siebnach e.V.“ wurden jeweils der 1.Vorstand zum Liquidator bestimmt. Einstimmig beschloss man auf beiden Versammlungen, das gesamte Vermögen dem Schützenverein „St.-Georg“ Siebnach zu übereignen. Somit wurden beide Vereine aufgelöst.

Nach der Gründungsversammlung am 25.Okt.1985 begannen Planungen zum Umbau der Kreuzwirtschaft. Viele Ausschusssitzungen waren notwendig, über 4000 geleistete Arbeitsstunden, die freiwillig und unentgeltlich von den Mitgliedern erbracht wurden.
Die finanziellen Reserven von ca. 80.000,– DM waren durch die Umbaukosten aufgebraucht.
Die kirchliche Weihe nahm am 28. Juni 1986 Geistlicher Rat Ignaz Britzelmayr vor, der an Ostern 1987 verstarb.
Den Abschluß der Festlichkeiten bildete im November 1986 ein großes Eröffnungsschießen, an dem sich 246 Schützen beteiligten.

Ab dieser Zeit gab es umfangreiche Aktivitäten im Vereinsleben, das Er u. Sie – Schießen, das Nikolaus und Königsschießen. Ein fester Bestandteil im Jahresablauf war ebenso der Faschingsball, das Dorffest, die Weihnachtsfeier und die alljährliche Generalversammlung mit der dazu verbundenen Ehrungen und Auszeichnungen. Freundschafts- u. Vergleichsschießen, Schnupperschießen d. Jugend und die wöchentlichen Schießabende gehörten gleichfalls dazu.
Die vielen Gauschießen mit den dazu gehörenden Gauschützenbälle wurden gut besucht. Ebenfalls das fast jährlich stattfindende Gaudamenschießen, bei unsere Damen einmal den 1. Patz errangen.
Zu den Rundenwettkämpfe wurde eine Luftgewehr-Mannschaft gemeldet und ab 1993 gab es im Verein so viele Pistolenschützen, dass man auch in dieser Klasse eine Mannschaft stellen konnte.

Zu Hochzeiten, Beerdigungen und kirchlichen Festen ist immer die Fahnenabordnung im Einsatz.

Man darf es als große Auszeichnung für die Vorstandschaft und die Mitglieder des neuen Schützenvereins St. Georg betrachten, dass der Schützengau Türkheim dem jungen Verein die Ausrichtung des Gauschießens 1995 übertrug.

Vom 12. bis 21. Mai wurde an 10 Tagen geschossen. Ein umfangreiches Festprogramm folgte vom 24. bis 29. Mai, das mit einem Festabend und der anschließenden Preisverteilung vom Gauschießen, an dem 1100 Schützen teil- nahmen, endete.

Die vorgeschriebene Anhebung des Vereinsbeitrages als Grundlage für die
Zuschussberechtigung für den neuen Schießstandbau, war Anlaß zur Gründung
eines Fördervereines. In diesem Verein sind alle fördernden Mitglieder vereint, die mit ihrem Beitrag und ihren Aktivitäten den Schützenverein unterstützen.

Für den Saalbau, das Schützenheim und die Toilettenanlage im Kellergeschoss fand der offizielle Spatenstich am 19. Jan. 1996 statt. Am 1. Juni 1996 konnte bereits Hebauf gefeiert werden und am 18. Okt. 1997 war die Eröffnung mit Einweihung des Schützenheimes durch Herrn Pfarrer Taddäus Kucia.
Unter Führung von 1.Vorstand Michael Schmid und Dank des unermüdlichen Einsatzes seiner Vorstandschaft, des Bauausschusses und der vielen Helfer aus dem Verein, wurde schon am 2. April 1999 der gesamte Neubau des Vereinsheimes eingeweiht.
Der Finanzierungsplan umfasste 1.1 Mio DM. Dank der Unterstützung der Gemeinde Ettringen, durch Spenden der Siebnacher Vereine und –Bürger konnte das Bauvorhaben mit einem Kostenaufwand von 865.705,33 DM abgeschlossen werden.

Mit einem Gottesdienst und der kirchlichen Segnung am Vormittag begannen die Festlichkeiten. Anschließend sprachen der Landtagsabgeordnete Pschierer, Gauschützenmeister Leinauer, Bürgermeister Sturm und Pater Michael ihre Grußworte aus und lobten übereinstimmend das gelungene Werk. Mit der Verabschiedung des Bauausschusses, dem der 1. Vorstand Michael Schmid für die viele Arbeit und Mühe dankte, ging es weiter mit dem Frühschoppen und dem Weißwurstessen. Anschließend konnte das gelungene Gemeinschaftswerk von der Öffentlichkeit besichtigt werden. Dieser Festtag wurde von der Blaskapelle Siebnach feierlich umrahmt.

Bei der Generalversammlung vom 19. Jan. 2001 waren turnusgemäße Neuwahlen angesetzt. Es wurden gewählt:

1. Vorstand Michael Schmid
2. Vorstand Wilhelm Mick
Kassier Albert Reiber
Sportleiter Christian Walter
Organisationsleiter Josef Reißner
Jugendleiter Johannes Willmes
Schriftführer Rosi Reiber
Damenleiterin Maria Gebauer

Beisitzer: Maria Gebauer, Georg Schmid, Georg Zech, Xaver Wiedemann, Sebastian Schmid, Josef Hefele, Josef Sirch jun., Gottfried Schmid sen., Manuel Schmid und Gerhard Steber.

Der alte Saal des Gasthauses diente bis 1997 als provisorischer Schießstand Die großen schießsportlichen Aktivitäten begannen mit der Einweihung des eigentlich Schützenheimes . Nach und nach stellten sich nun auch die Erfolge ein und die Schützen vom Schützenverein St. Georg Siebnach machten sich mit ihren Leistungen innerhalb des Schützengaues Türkheim und darüber hinaus bald einen guten Namen.
So konnten die Schützen bis 2002, Einzeln und in der Mannschaft in verschiedenen Klassen zum Teil Spitzenergebnisse erzielen. Die Luftgewehr-Mannschaft konnte sich fast immer in der A-Klasse behaupten. Die zweite Mannschaft, bestehend aus zwei Schützen und zwei Jungschützen, die erst seit einem Jahr am Rundenwettkampf teilnimmt, belegte auf Anhieb den 1.Platz in der D-Klasse und schaffte gleich den Aufstieg. Ab 1995 wurde eine 2. Luftpistolen-Mannschaft gemeldet, die aus einer Schützin und drei Schützen bestand.
Die erste Luftpistolen-Mannschaft schoss sich über die Gauliga in die Gau-Oberliga vor. Dort belegte sie einige Male den 1. Platz und schossen 1998 sogar um den Aufstieg mit.
Im Jahre 1996 wurde auch eine Schüler –u. Jugendmannschaft aufgestellt.

2002 schaffte eine neu gegründete Jugend-Mannschaft sofort den 1. Platz in der D-Klasse und so den Aufstieg, ebenso 2003.

Seit einigen Jahren nehmen unsere Mannschaften und Einzelschützen mit wechselndem Erfolg an der Gaumeisterschaft teil. So konnten in den einzelnen Klassen auch erste Plätze erzielt werden, die bei entsprechender Ringzahl zur Teilnahme an der Schwäbischen bzw. Bayerischen Meisterschaft berechtigten.

Der Schützenverein St.-Georg Siebnach konnte 1998 mit Andreas Wagner und 2001 Franziska Reißner schon 2 mal den Gau-Jungschützenkönig und 2002 mit Martin Wiedemann den Vize-König bei der Jugend stellen.

Im Jahre 2003 zählt unser Schützenverein 104 aktive Mitglieder, darunter 18 Ehrenmitglieder und Ehrenvorstand Josef Schmid.
Der 1995 gegründete Förderverein umfasst 79 Mitglieder.

Durch die Zusammenlegung der beiden Schützenvereine, der guten Zusammenarbeit unter den Vereinen und der gemeinsame Bau des Vereinsheimes Gasthaus zum Kreuz sind die fast jahrhundertelangen Zwistigkeiten glücklicherweise in den Hintergrund getreten.